Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 21. März.

Man sieht immer deutlicher, wie es mit dem Friedensschluss kommen wird. Es werden dem deutschen Volk die demütigendsten Bedingungen auferlegt, die alle Wilsonschen Grundsätze verleugnen, und die deutsche Regierung wird diese Bedingungen glatt ablehnen. Zu einem Knalleffekt wird es dabei nicht kommen wie in Brest-Litowsk, wo die ganze Welt unerwartet die Ablehnung der deutschen Friedensdiktate erfuhr. In Deutschland wird die Ablehnung ganz offen erörtert. Man ist fest entschlossen dazu, und sowohl das deutsche Volk wie die Entente sind darauf vorbereitet. Das wird natürlich nur zu neuen Katastrophen führen, denn die Entente ist auf diese Weigerung vorbereitet und wird die Mittel des Zwanges anwenden, über die sie ja verfügt. Die deutsche Hoffnung, dass eine Verlängerung des Kriegs die Völker Frankreichs, Englands und Italiens sich gegen ihre Regierung auflehnen lassen wird, dürfte sich als Täuschung erweisen. Aber es besteht auch die Gefahr, dass die Aufpeitschung des «furor teutonicus» gegen die Entente nicht die Revolution, sondern die militärische Reaktion in Deutschland stärken wird.