Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 12. März.

Bagdad ist von den Engländern besetzt worden. Wurde auf deutscher Seite schon einige Tage vorher als unerhebliches Ereignis bezeichnet, was mit dem vorjährigen Jubel über die Einnahme Kut-El-Amaras durch die Türken nicht gut übereinstimmt.

Der Kampf um die Demokratie in Deutschland zeichnet sich deutlich ab durch das geharnischte Auftreten der Konservativen, namentlich in Preußen. Denkwürdig wird die Sitzung des 9. März im preußischen Herrenhaus sein, wo die vom Abgeordnetenhaus angenommene Diätenvorlage glatt abgelehnt wurde. Graf York von Wartenburg hat dabei eine Rede gehalten, die ein geschichtliches Dokument junkerlicher Anmaßung und Verblendung bleiben wird. Der edle Graf findet den Reichstag schon zu «revolutionär» und fordert, dass das preußische Herrenhaus angesichts der demokratischen Tendenzen der Regierung ein Halt zurufe.

«Die parlamentarische Regierung passt nicht für uns. Unsere zentrale Lage im Herzen Europas untersagt uns ein gewisses Maß politischer Freiheit. — Wenn wir wirklich dazu kämen, den westeuropäischen Freiheitsbegriff uns zu eigen zu machen, dann wäre das ein akuter Triumph Englands!»

So malt sich in diesen Köpfen die Welt! Diese Rede liefert den Beweis der Staatsgefährlichkeit dieses preußischen Herrenhauses. Ich glaube, eine Regierung, die es ernst meint mit der Neuorientierung des Reichs, wird nicht umhin können, das von Hardenberg einst gegebene Beispiel nachzuahmen, und die Führer der Junker auf die Festung Spandau zu schicken.