Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 15. Dezember.

Von M. N. heute Nachricht erhalten. Darin sagt er u. a.:

«Sie konnten es in Wien nicht aushalten. Ich kann es in der Menschheit nicht aushalten. Angesichts der schauerlichen Bankbrüche der Vernunft, der Gesittung, der Menschlichkeit, inmitten der Entfesselung aller Bestialitäten, Fanatismus und Dummheit frage ich mich mitunter, ob wir Handvoll Sonderstreber überhaupt das Recht haben, logisch zu denken, menschlich zu fühlen, ein Hirn und ein Herz zu haben.

Am tiefsten ekeln mich übrigens nicht die Männer des Hauens, Stechens und Schiessens, sondern die Professoren, die Geheimräte, die «Intellektuellen» an, die die Barbarei in wissenschaftlichen, tiefsinnelndem und salbungstriefendem Gebabbel rechtfertigen.»

Hiezu kann man nur «bravo !» sagen.