Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Alfred Hermann Fried

Erstaunlich, aber wahr: Österreich hat einen Friedensnobelpreisträger, der kaum bekannt ist. Alfred H. Fried engagierte sich an der Seite Bertha von Suttners für den Frieden. Sie waren gerade dabei gemeinsam in Wien einen Weltfriedenskongress für den September 1914 zu organisieren, als im Juni Bertha von Suttner starb und Ende Juli der Krieg ausgerufen wurde.

Wer war Alfred Hermann Fried?

Er wurde 1864 als Kind jüdischer Eltern in Wien geboren. Nach einer Buchhändler-Lehre arbeitete er eine Zeit lang in Berlin, wo er auch selbst zu publizieren begann. Ab 1881 verstand er sich als Pazifist. Er gab ab 1892 gemeinsam mit Bertha von Suttner die pazifistische Zeitschrift "Die Waffen nieder" heraus, und ab 1899 die "Friedenswarte". Im selben Jahr rief er das Komitee zur Kundgebung für die Friedenskonferenz in Berlin ins Leben. 1892 begründete er die "Deutsche Friedensgesellschaft" mit, und ab 1903 war er Mitglied des Internationalen Friedensbüros in Bern.

Bis heute ist Alfred H. Fried einer der wichtigsten Friedensjournalisten. Ab 1894 schrieb er als internationaler Journalist über die Friedenskongresse in Brüssel, Budapest und Kristiania. Für die Gründung der "Deutschen Friedensgesellschaft" und sein Schaffen als Friedensjournalist erhielt er 1911 den Friedensnobelpreis. Er hatte bereits über tausend friedensjournalistische Artikel geschrieben, die der pazifistischen Aufklärung dienten. Ab 1908 lebte und arbeitete Fried in der Widerhofgasse 5/20 im 9. Wiener Gemeindebezirk.

Fried verstand sich als "revolutionärer Pazifist". Für ihn waren internationale Organisationen und Völkerrecht die vernünftigen und realpolitischen Alternativen zur "Anarchie der Staaten". Sein wichtigstes Motto war: "Organisiert die Welt". Er ging davon aus, dass in einer sinnvoll organisierten Welt keine Kriege mehr nötig wären, weil sie sich durch zivile Konfliktschlichtung erübrigten. Die Gründung der Europäischen Union und der UNO gehen unter anderem auf seine Ideen zurück.

1914 waren, wie bereits dargestellt, intensive Vorbereitungen für den bis dato größten Weltfriedenskongress in Wien in Gange, als Bertha von Suttner überraschend verstarb und kurz darauf der 1. Weltkrieg ausbrach. In der Folge wurde es eng in Wien für den Pazifisten, der Kongress musste abgesagt werden. Bald darauf fürchte Fried in Wien um sein Leben und entging einer Verhaftung durch Flucht in die Schweiz.

Dort gab er die Friedenswarte weiter heraus, meist unter Decknamen, und trat für die Bildung eines Völkerbundes ein. Er veröffentliche hier auch immer wieder Einträge aus seinem Kriegstagebuch. Den Völkerbund, für den er jahrelang eingetreten war, kritisierte Fried in der letztlich weit unter seinen Vorstellung bleibenden Fassung, scharf.

1920 floh Fried, der sich nach dem Exil in München niederlassen wollte, nach dem Nazi-Putsch gegen die pazifistische Münchner Räterepublik ins darniederliegende Wien. Mangels finanzieller Möglichkeiten musste der Nobelpreisträger im unbeheizten Schrebergartenhaus eines Freundes wohnen. Er starb 1921 an einer Lungenentzündung.

Fried wurde nach seinem Tod - als Jude und Pazifist - systematisch in Vergessenheit gebracht. Seine Schriften fanden absurder Weise vor allem feindselige Zuwendung seitens Rechtsextremer in Österreich und Deutschland. 1933 wurden in Deutschland seine Schriften von den Nazis sofort systematisch verbrannt oder beseitigt. 1934 taten Austrofaschisten in Österreich das ihre. 1938 gingen die Nazis nach dem Einmarsch in Österreich noch einmal gründlich ans Werk.

Am 25. Mai 2011 – 100 Jahre nach der Verleihung des Friedensnobelpreis‘ - wurde auf Initiative des Bezirksmuseums Alsergrund (Dr. Urbanek) eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus in der Widerhofgasse 5 enthüllt und ein inzwischen vergriffener Gedenkband herausgegeben. Das ZIMD hat daran mitgearbeitet.

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