Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 16. November.

In der Broschüre «Volk oder Staat?» von Dr. Heinz Potthoff in Düsseldorf, die als 10. Heft der Deutschen Kriegsschriften erschienen ist, befindet sich folgende Stelle:

«Und nicht das schärfste oder letzte Gegenmittel. Zweifelt jemand, dass die deutsche Heeresleitung auch zum äussersten Abwehrmittel greifen wird, ehe sie sich durch Aushungerung zwingen lässt, die siegreichen Heere aus Frankreich und Russland zurückzurufen und einen Frieden zu schliessen, der alle Früchte des schweren Ringens preisgibt? Nimmermehr! Dieses äusserste aber heisst: Vertreibung der Millionen feindlicher Einwohner aus dem besetzten Gebiete, Tötung der Hunderttausende von Gefangenen, die an unseren Vorräten mitzehren. Das wäre furchtbar, aber unvermeidlich, wenn wir nicht anders durchhalten können.»

Diese Äusserung ist ein Schandmal für Deutschland, und es bleibt nur die einzige Genugtuung, dass sie durch Helmut von Gerlach («Welt am Montag», 8. November) eine gebührende Zurückweisung erfährt.