Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

31. Oktober (Bern) 1914.

Das erste Kriegsquartal geht zu Ende. Wie viele werden ihm noch folgen? Wieviel Blut wird noch fliessen? Wie viel Hass noch errichtet werden?

Heute hatten wir eine wichtige Sitzung im Friedensbureau. Es war keine Sitzung des Bureaus selbst, nur eine Besprechung einiger Mitglieder des Rats mit dem ständigen Ausschuss unter Hinzuziehung einiger anderer Schweizer Pazifisten. Erschienen waren: Quidde, Neufville, Bucher-Heller, Quartier La Tente, Gustav Maier, Said-Ruete, Nippold, Feldhaus, Broda, Dr. Carrière, Bovet (in Felduniform), Golay. Wir besprachen die Verhältnisse des Bureaus, die Notwendigkeit einer Einberufung der Kommission, das Wiedererscheinen der Zeitschrift des Bureaus und die Art ihrer Redaktion. Verschiedene Schritte, darunter einen Appell beim Bundespräsidenten, damit dieser eine Kontrolle der Behandlung der Gefangenen durchsetze, um die angedrohten Repressalien zu verhindern und noch verschiedenes andere. Die Aussprache war sehr nützlich. Das Berner Bureau scheint zum Leben erweckt zu sein. Zwar habe ich wenig Hoffnung, denn es fehlt an einer Leitung.