Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 16. Februar.

Der «Lokalanzeiger» (Wolff-Telegramm vom 15. d. M.) erfährt, dass die beiden amerikanischen Schiffe «Rochester» und «Orleans», die nach der Sperrzone abgefahren sein sollten, ihre Ausreise wieder verschoben haben. Das Berliner Blatt leistet sich dazu folgende Bemerkung:

«Man könne im Interesse der amerikanischen Seeleute nur hoffen, dass sich diese Nachricht bestätigen werde, und dass die Amerikaner den Gedanken endgültig aufgeben, der im Grund auf nichts anderes hinauslaufe, als Gott in der lächerlichsten Weise in Versuchung zu führen. »

Nach dem Lokalanzeiger sind also die deutschen Unterseeboote Werkzeuge Gottes!

Eine neue Entdeckung hat ein Hauptmann ausser Diensten, namens Ernst Bötticher, gemacht, der im «Reichsboten» (9. Februar) zwei Aufsätze über «Amerika und der Friedensbund» produziert.  Darin gibt er eine Darstellung der Friedensbewegung mit den bekannten Sätzen über Heinrich IV. von Frankreich, St. Pierre und Kant’s «Ewigen Frieden». Nachdem er nun seinen Lesern getreulich die spärlichen Notizen aus dem Konversationslexikon vorgesetzt hat, haut er großmäulig auf die moderne Friedensbewegung los mit folgendem Satz, den er selbst gesperrt setzen lässt:

«Diesen bekannten Tatsachen gegenüber ist es doch mehr als lächerlich, und nur aus eigener Unwissenheit (!) oder aus Rechnung auf die Unwissenheit der Menge erklärlich, wenn heute eitle Leute, die durchaus eine Rolle spielen möchten, sozusagen als Entdecker des ewigen Friedens auftreten, und sich mit erwiesenermaßen unausführbaren Vorschlägen brüsten, die längst der Geschichte angehören.»

Ja, warum besitzt die «unwissende Menge» nicht den kleinen Brockhaus! Sie würde dann so wissend werden wie jener Hauptmann ausser Diensten des «Reichsboten».