Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

17. Oktober 1914.

Gestern ist öffentlich die Neuassentierung aller in den Jahren 1878—1890 geborenen und bei den Musterungen untauglich erklärten Landsturmmänner angekündigt worden. Das gibt wieder eine Million Menschen, die dem bürgerlichen Leben entrissen werden. Nachher sollen noch die Jahrgänge von 42—50 Jahren drankommen, sofern sie gedient haben.

Wieder einige herzliche Zustimmungen zur «Friedens-Warte» gekommen. Die Veröffentlichung wirkt erlösend für Viele. Das Blatt hat jetzt die schwerste Mission zu erfuellen: den Glauben an die Zukunft aufrecht zu erhalten. Die Anpöbelung Aller, die vom Frieden reden, setzt ein; trotz des Burgfriedens. —

Quidde wurde wegen eines gar nicht gegebenen Interviews stark hergenommen, d'Estournelles wegen seines wahrscheinlich gar nicht getanen Ausspruches (sieh oben unterm 16. Oktober). Jetzt hat die «Tägliche Rundschau» begonnen, gegen die «Friedens-Warte» zu hetzen. (Nr. vom 13. Oktober 1914).

Die Deutschen sind am Kanal. Am 16. sind sie in Ostende einmarschiert. Nun beginnt der englische Abschnitt des Krieges. Die Spannung wird immer stärker.