Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 28. März.

Die Apachen des Burgfriedens sind weiter an der Arbeit. Als «schleichendes Gift» bezeichnet ein so betitelter Aufsatz der «Kreuzzeitung» vom Sonntag (26. März) die «Friedens-Warte» für deren Unterdrückung in Deutschland sie sich im edlen Denunziantenton einsetzt. Der Aufsatz Stilgebauers in Nr. 3 hat es dem Organ der preusssischen Junker besonders angetan. Ebenso das Februar-Tagebuch. Dass die Leute der «Kreuz-Zeitung» anderer Meinung sind als die «Friedens-Warte» und ihre Mitarbeiter, dagegen ist nichts zu sagen. Das wäre selbstverständlich. Dass jenes Blatt der Gottesfurcht und frommen Sitte zu perfiden Entstellungen greift, die Sätze nicht anführt, die sie als abschreckendes Beispiel ihren Lesern mitteilen will, sondern sie aus ihrem Zusammenhang reisst und ihnen eine fremde, dem Denunzianten genehme Deutung gibt, das ist das Erbärmliche daran. Der blinde Kulturhass, die umnebelnde Blutstimmung kommt in jener feigen Denunziation zum Ausdruck.

Eine andere unerhörte Frechheit leisten sich unter dem Schutze des Burgfriedens die «Altonaer Nachrichten», die in einem, «Ein deutscher Hochschullehrer» betitelten Aufsatz (18. März) mit blinder Wut Professor Friedrich Wilhelm Förster ob seines in der «Friedens-Warte» Nr. 1 veröffentlichten Aufsatzes begeifern. Daneben wagt es der anonyme Schreiber auch die «berüchtigte» «Friedens-Warte» und deren Herausgeber zu bespeien. Er schreibt: «Ist es nun schon an sich befremdlich, dass ein deutscher Hochschulprofessor es mit seiner akademischen Würde und seiner nationalen Verantwortlichkeitspflicht überhaupt für vereinbar hält, mit seinem Namen in der pazifistischen «Friedens-Warte» aufzutreten, die von unsern Feinden bezahlt wird, um das Deutsche Reich herabzusetzen ... usw.» Das ist der perfide Verleumder in der Reinkultur, der sich Gesinnung überhaupt nur gegen Bezahlung vorstellen kann. Wird den aufrichtigen Vaterlandsfreunden nicht bange bei dem Anblick dieser Sumpfpflanzen, die die «grosse Zeit» gebiert?!