Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 21. März.

Die gesamte deutsche Presse betrachtet die russische Revolution mit süß-saurer Miene. Sie sucht alle Anzeichen hervorzuheben, die darauf schließen lassen, dass die Umwälzung nicht von Dauer sein kann. Als ob die Wiederherstellung des alten Regimes für Deutschland das höchste Glück wäre. Unter normalen Umständen hätte ganz Deutschland — abgesehen von den Alldeutschen und Militaristen — über dieses Ereignis gejubelt. Da kann man nun sehen, in welch unnormalen Zustand der Krieg uns gebracht hat. Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage. Der Krieg ist das Anormale, und er bewirkt es, dass die normale Entwicklung als Unglück erscheint.

Langsam gleiten wir in den Krieg mit Amerika hinein. Es sind kürzlich einige amerikanische Schiffe torpilliert worden. Darüber verlautet, dass Wilson den Kongress zu einer außerordentlichen Tagung einberufen will, um den Kriegszustand beschließen zu lassen.